In ehemaliger Zeit war Pund-jel der große Schöpfergeist.
Er schuf alle Dinge auf Erden und alle Lebewesen, außer den Frauen.
Er trug stets ein großes Steinmesser mit sich, und als er die Erde schuf, zerschnitt er sie vielerorts, so daß sich Berge, Täler und Wasserläufe bildeten.

Dann schnitt er mit seinem Messer drei größere Rindenstücke. Auf das erste legte er feuchten Ton, den er so lange bearbeitete, bis er glatt und formbar wurde. Dann schnitt er den Ton in zwei gleich große Stücke und trug die eine Hälfte zu dem zweiten Rindenstück, auf dem er die Tonmasse zu kneten und in die Form eines Mannes zu verwandeln begann.
Erst formte er Füße, dann Beine, Rumpf, Arme, und schließlich den Kopf. Daraufhin schuf er den Körper eines zweiten Mannes auf dem dritten Rindenstück. Als er seine Arbeit beendet hatte, betrachtete er sich die beiden Männer lange Zeit und war schließlich so zufrieden mit seinem Werk, daß er im Kreis um sie herum tanzte.
Als nächstes zog er faserige Rinde von einem Eukalyptusbaum ab und legte jedem Mann einen Haarschopf auf den Kopf. Dem einen Mann gab er glattes und dem anderen gelocktes Haar.
Wiederum war er mit seinen Geschöpfen so zufrieden, daß er zu tanzen anfing. Dem Mann mit glattem Haar gab er den Namen Ber-rook-boorn, den gelockten Mann nannte er Koo-kin-Ber-rok.

Nachdem er die Körper der beiden Gestalten nochmals von Kopf bis Fuß geglättet hatte, legte er sich auf den Körper eines jeden Mannes und flößte ihnen seinen Atem ein: durch Mund, Nase und Nabel.
Die beiden Männer begannen zu atmen und sich zu regen.

Pund-jel tanzte ein drittes Mal um sie herum. Dann schenkte er ihnen die Gabe der Sprache und befahl ihnen aufzustehen. Und so standen sie auf als erwachsene Männer.

Quelle: australische Märchen; Diedrichs Märchen der Weltliteratur; Rowohlt Taschenbuch Verlag; Reinbeck bei Hamburg; 1994