minotaurus

Ich war ihm begegnet, vor den großen Festen. Alle waren wie verrückt und keiner achtete auf mich, mich den großen Eroberer, der sich durch das verbotene Tor schlich. Die Wachen waren weg, alle waren aus dem Häuschen.

Ich trat aus dem heißen Weiß ins kalte Schwarz.

Mein Vater hatte mir verboten, durch dieses Tor zu gehen. Auch er habe es durchschritten und sich nicht zurückgefunden. Er wäre fast verrückt geworden.

Es lebe ein Ungeheuer hinter dem Tor. Ein Ungeheuer, dass Menschen frisst. Es sei ein Mensch mit einem Stierkopf, ein Mann.

Hinter dem Tor war nichts, nur Stille und Dunkelheit. Und diese Stille zog mich weiter, sie zog an mir, so wie ich Wasser durch einen Strohalm ziehe. Ich schlich mich weiter und stieß gegen eine Wand, ich drehte mich zur Seite, auch dort war eine Wand. Langsam ging ich rückwärts und kam gut vorwärts. Es begann Spaß zu machen, wenn ich an eine Wand stieß, drehte ich mich nicht um, sondern lief, wie es mir gerade einfiel weiter, mit dem Rücken nach vorn oder mit dem Arm. Es war dunkel und ich konnte sehen. Irgendwoher kam ein schwaches Licht und so entdeckte ich ihn. Da war etwas, was anders war als die Wand, es war nicht hart und kalt, sondern warm und weich. Ich erschrak zu tiefst, an das Ungeheuer hatte ich nicht mehr gedacht. Ich rannte einfach los und spürte nur noch einen harten Schlag vor den Kopf.

Es war dunkel um mich, ich schmeckte Blut im Mund, meine Stirn tat weh. Ich lag nicht auf der kalten Erde, ich spürte mich eingehüllt in eine Decke. Irgend jemand hielt mich in seinen Armen. Hatte mein Vater mich gefunden? War ein Wächter gekommen und hatte mich gefunden?

Als ich meinen Mund öffnen wollte, um zu fragen hörte ich plötzlich ganz nah ein seltsames Knurren. Das Ungeheuer trug mich! Ein Schreck durchzuckte meinen ganzen Körper. Da blieb es stehen und legte mich auf die Erde. Ich sah nichts, spürte nur eine warme Hand auf meinem Gesicht, sie traf meinen Schmerz. Ein Schrei entfuhr mir und verselbständigte sich, er wurde immer lauter und schriller. Echos kamen von überall her. Plötzlich schrieen viele Kinder. Die Hand legte sich auf meinen Mund. Nicht fest, eine andere suchte meine rechte Hand. Sie beruhigte mich.

Ich hörte wieder ein Knurren, oder eher ein Brummen, so als wolle eine Kuh mit mir sprechen und fühlte mich hochgehoben. Es, er, sie trug mich weiter, manchmal spürte ich ein Schaben an den Füßen oder einen leichten Stoß am Kopf oder an der Seite. Ich wurde irgendwo hingetragen. Es trug mich irgendwo hin. Plötzlich war die Angst wieder da.

Da fühlte ich mich niedergelegt. Regungslos blieb ich liegen und lauschte. Es war still. Ich öffnete die Augen, schob die Decke beiseite und sah ich einen Lichtschimmer, heller als die anderen. Ich war allein und setzte mich auf, meine Ohren tasteten sich durch das Dunkel. Aus jedem Fetzen Licht versuchte ich etwas zu schaffen, doch ich konnte das Rätsel nicht lösen.

Dann erhoben sich meine Beine und trugen mich zum Licht. Seine Hitze traf mich. Ich konnte nichts sehen, außer diesem blendenden Weiß, meine Augen schmerzten, ich hörte die Stadt toben und feiern.

Regungslosigkeit bemächtigte sich meiner, bis ich wieder sehen konnte. Glücklicherweise waren die Wachen immer noch nicht zurück und so lief ich in die Stadt.

Meinem Vater erzählte ich, ich wäre gestürzt.

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